In Indien wird das Bankensystem durch den Staat kontrolliert. Diese staatlichen Banken fehlt es an der notwendigen Ausstattung mit Kapital. Und das führt dazu, dass bis heute Millionen Inder keinen Zugang zu Bankdienstleistungen haben. Vor allem in den Dörfern und kleinen Städten stellt sich das als Problem dar. Und so kann heute erst jeder zweite Inder über ein Konto verfügen. Die Möglichkeit, einen Kredit zu beantragen hat nur jeder Siebte.
Das soll sich nun ändern. Ausländischen Banken wird der Weg auf den indischen Bankenmarkt weiterhin schwer gemacht, statt dessen verfolgt die Regierung in Indien nun einen Plan, der in anderen Ländern schon scheiterte: Die Industrie soll Bankdienstleistungen anbieten dürfen und den Menschen in Indien Kredite vermitteln dürfen, indem sie eigene Banken aufbaut. Die Gefahr, die sich hinter dem Modell verbirgt: Die Unternehmen können die Gelder der Kunden nutzen, um damit ihre eigenen Projekte zu finanzieren. In Ländern wie Mexiko und Südkorea scheiterte dieser Ansatz in den vergangenen Jahren daher schon. Hinzu kommt, dass Unternehmen an sich selbst Kredite auszahlen können. Die Modalitäten der Rückzahlung und die Höhe der Zinsen können sie dann für sich selbst attraktiv gestalten, während mögliche Wettbewerber nur schlechtere Konditionen für die Vergabe eines Kredites erhalten.
In Indien scheint man die Risiken eingehen zu wollen, da man ansonsten keine Möglichkeiten sieht, auch für die Landbevölkerung Bankdienstleistungen anzubieten. Viele indische Großkonzerne haben bereits eine Banklizenz in Indien beantragt. Interessant ist eine Alternative, die in manchen afrikanischen Ländern erfolgreich eingeführt wurde: Auch dort war die Landbevölkerung von einfachen Bankdienstleistungen wie dem Führen eines Girokontos abgeschnitten. Die Infrastruktur fehlte einfach. Was es aber gibt sind Mobiltelefone und ein funktionierendes Mobilfunknetz. Und so kann man mit dem Handy auch Bankdienste in Anspruch nehmen und per Handy ein Konto führen. Vielleicht wäre auch das eine Alternative für Indien.